Welche Tools brauche ich als Grafikdesigner?
Ein Zimmermann benötigt einen Hammer, eine Säge und einen Meterstab, um einen Großteil seiner Arbeit verrichten zu können. Ein Koch braucht einen Herd, Töpfe und Messer, ein Friseur Schere und Kamm. Aber welche Tools braucht ein Grafikdesigner, um arbeiten zu können?
Im Laufe der Jahre habe ich mit vielen verschiedenen Werkzeugen gearbeitet. Verschiedene Hard- und Software kommt dabei zum Einsatz. Welche Tools sich dabei etabliert haben und ohne die ich persönlich nicht arbeiten könnte, möchte ich hier aufführen. Wichtig ist mir zu erwähnen: Jeder Grafikdesigner arbeitet individuell. Was mir gefällt und ich weiterempfehlen kann, muss nicht für jeden passen. So bin ich zum Beispiel ein Apple-User. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch mit Windows gut arbeiten kann. Es ist eben Gewohnheit und meine persönliche Vorliebe.
Und wenn wir schon beim Thema sind, beginnen wir doch einfach direkt damit.
Investiere in einen ordentlichen PC oder Notebook
Ich persönlich habe mir zu Beginn meines Grafikdesign Studiums ein MacBook Pro gekauft. Es hat mir während der ganzen Zeit gute Dienste erwiesen. Und ich habe es erst vor ein paar Wochen durch ein neueres Modell ersetzt. Nach 7 Jahren im Dauereinsatz, macht mein MacBook jetzt in Altersteilzeit einen anderen Anwender glücklich. Warum habe ich mir trotzdem ein neues gekauft? Ganz einfach. Der Arbeitsspeicher und auch die Festplatte waren irgendwann zu klein. Wenn man viel mit großen Bild- oder Videodaten arbeitet, Animationen erstellt und rendert, dann kommt das Gerät ganz schön ins Schwitzen. Und wenn der Arbeitsspeicher an seine Grenzen kommt, dann schwitzt der User irgendwann auch. Ob du einen PC nutzt oder ein entsprechendes Notebook, ist dabei persönliche Präferenz. Ich habe mich für ein Notebook mit einer großen Bilddiagonale entschieden (16 Zoll). Ich arbeite zwar nicht oft unterwegs, aber ich möchte dennoch flexibel bleiben. Gerade als Selbstständige, möchte ich auch auf Zugreisen die Zeit zum Arbeiten nutzen können und von überall arbeiten können. Für unterwegs ist ein 16-Zoll-Notebook zwar schon recht umständlich, da es bei mir aber nicht ganz so häufig vorkommt, liegt mein Hauptaugenmerk auf der Bilddiagonale. Persönlich finde ich nichts schlimmer, wie ein kleiner Bildschirm.
Passende Monitore für Grafikdesigner
Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt. Du benötigst einen großen Monitor für deine Arbeit. Wenn du einen PC hast, ist es selbstverständlich, aber auch für Notebook-User würde ich einen zweiten Bildschirm empfehlen. Ich selbst arbeite am liebsten mit zwei Bildschirmen. So habe ich auf dem kleineren vom Notebook immer mein Mailprogramme offen oder das Briefing vom Kunden, während ich auf dem großen Monitor meine Grafikprogramme nutze. Bei dem Monitor sollte neben der Größe vor allem die Farbechtheit berücksichtig werden. Das Farbspektrum im RGB Raum unterliegt großen Unterschieden. Darum muss hier auf einen Bildschirm mit ausreichender Farbpräzision geachtet werden. Die richtigen Profigeräte haben dabei integrierte Messgeräte zur Farbkalibrierung. Sie decken einen hohen Farbumfang ab, verfügen über Blendschutz und gute Kontrast- bzw. Schwarzwerte. Diese Geräte sind wirklich für Profis und haben auch einen Profi-Preis. Wer keine 1000 Euro für einen Monitor ausgeben möchte, für den gibt es auch günstigere Alternativen ab 300 Euro. Mein Monitor ist von Asus und ich bin damit zufrieden.
Wie viel du schlussendlich für ein Notebook, Rechner oder Monitor ausgibst, sollte also von deinem Schwerpunkt und deiner bevorzugten Arbeitsweise bestimmt werden. Vergesse darüber hinaus auch nicht, deine Daten zu sichern. Mache regelmäßig Backups und speicher deine Kundendaten gut ab. Es entsteht ein großer Schaden, wenn diese verloren gehen.

Mein MacBook Pro im Einsatz, hier in der Anwendung mit Adobe Illustrator.
Das Eingemachte: Grafikprogramme
Natürlich kommt man als Grafiker nicht um entsprechende Software. Dabei wird sich zwangsläufig auch jeder die Frage stellen, ob er sich in die Reihen der Adobe-User einfügt oder nicht. Es gibt heutzutage auch alternative Programme wie z. B. von Affinity. Damit macht man selbstverständlich auch nichts falsch. Auch hier ist es wieder persönliche Präferenz. Adobe ist mit Photoshop, InDesign und Illustrator natürlich der Branchen-Primus. Wer die Creative Cloud nutzt, hat dazu noch viele andere Programme wie Premiere oder After Effects. Mit diesen Kernprogrammen lassen sich Bilder bearbeiten, Layouts erstellen, Vektorgrafiken bearbeiten, Animationen und Video-Clips kreieren. Wer allerdings nichts von dem US-amerikanischem Software-Riesen hält und lieber kleinere Softwarehersteller unterstützen möchte, kann dies selbstverständlich tun.
Ich kann mich allerdings nicht über die Creative Cloud beschweren. Seit vielen Jahren arbeite ich täglich damit, vorzugsweise mit InDesign und Illustrator. Aber natürlich auch Photoshop und Lightroom. Durch die Cloud-basierte Lösung kann man Lightroom auch gut auf dem Smartphone oder dem Tablet verwenden, wenn man seine Bilder für Social Media bearbeiten möchte. Der Preis für eine Subscription ist nicht ganz ohne, aber man bekommt auch einiges an Leistung dafür. Sobald man die Programme beherrscht, ergeben sich einem enorme Möglichkeiten für kreatives Austoben. Gerade für den Anfang gibt es auch viele Tutorials und eine hilfreiche Community.
Grafiktablett für das Arbeiten am Notebook
Kreativität und Stifte und Papier gehören zusammen wie Spagetti und Pesto. Wem das digitale Zeichnen am Rechner also mit Maus und Trackpad zu umständlich ist, der kann sich ein Grafiktablett zulegen und hat damit einen digitalen Stift. Ich nutze das Grafiktablett vor allem für das Maskieren in Photoshop oder Logodesign in Illustrator. Natürlich muss man sich auch zuerst an die Arbeit mit einem Grafiktablett gewöhnen. Es gibt verschiedene Arten von Tabletts: Stift-Tabletts und Stift-Displays. Ein Stift-Tablett wird an das Notebook angeschlossen und ersetzt somit die Maus. Gemalt wird auf dem Tablett, angezeigt wird das ganze auf dem Monitor des Notebooks (oder Rechner). Bei einem Stift-Display fungiert das Tablett als externer Monitor. Die Programme werden auf dem Tablett projiziert und man kann direkt darauf zeichnen. Die Stift-Tablett sind günstiger, aber die Anwendung ist natürlich auch nicht ganz so komfortabel. Hat man sich aber erst mal daran gewöhnt, geht auch das. Mein Tablett ist ein Wacom Intuos Pro. Es gibt aber auch andere Anbieter, die gute Geräte vertreiben. Nachdem ich mich von meinem alten Wacom Bamboo (Baujahr 2013) verabschieden musste, weil Wacom keinen Treiber mehr für das neuste MacOS bereitstellte, war ich schon enttäuscht. Hier hätte ich mir von Wacom einen besseren Support erwartet, stattdessen musste ich mich nach einem neuen Gerät umschauen. Daher lohnt es sich meiner Meinung nach, auch mal bei anderen Anbietern nach entsprechenden Angeboten zu schauen.
Ein weiteres wichtiges Tool für Grafikdesigner: Ein Grafiktablett zum digitalen Zeichnen an PC oder Notebook.
Jetzt wirds real mit Papier und Stift
Was bei keinem Grafikdesigner fehlen darf, sind echte Stifte bzw. Farben und Papier. Hier ist auch wieder der persönliche Stil entscheidend. Ich arbeite gerne mit Finelinern, Bleistiften und Brush Pens und Markern. Dabei kann ich die Stifte von Tombow und Tusche-Fineliner von Faber-Castell empfehlen. Meine Skizzen halte ich in Notizbüchern fest. Hier habe ich auch verschiedene, mit denen ich sehr zufrieden bin. Mein aktuelles Skizzenbuch ist von Stationery Island und ich mag daran die punktierten Linien und das verhältnismäßig feste Papier. Auch die Bücher von Leuchtturm mag ich sehr, allerdings ist die Grammatur hier geringer und entsprechend kann es sein, dass die Farbe durchblutet. Das tolle an einem Notizbuch ist, dass man alle seine Werke gesammelt hat und später ein persönliches Archiv hat. Quasi eine Art künstlerisches Tagebuch.

Ein weiteres wichtiges Tool für Grafikdesigner: Ein Notiz- bzw. Skizzenbuch und Stifte in verschiedenen Ausführungen. Hier entscheidet die Vorliebe des Designers.
Optional aber absolut empfehlenswert: iPad
Wenn ich ehrlich bin, braucht es natürlich kein iPad. Wer Stifte, Aquarellfarben und Papier zur Hand hat, kommt auch ohne iPad aus. Nur ist man halt wesentlich eingeschränkter. Seit ich ein iPad habe, hat sich meine kreative Arbeitsweise komplett verändert. Ich kann damit digital und analog gleichzeitig arbeiten. Mit meiner Lieblings-App Procreate kann ich Bleistiftskizzen direkt am Tablet machen, diese dann später für die Reinzeichnung in Illustrator per Airdrop auf das MacBook übertragen oder als Photoshop-Datei exportieren. Es ist perfekt für kreatives Arbeiten unterwegs. Außerdem kann ich es seit macOS Catalina auch als zweiten Bildschirm für mein Notebook nutzen. Oder ich kann es anschließend und per Quicktime als digitales Whiteboard nutzen, wenn ich Vorlesungen halte.
Die Anwendungszwecke für ein Tablet sind also sehr vielseitig. Ich habe ein iPad Pro aus dem Jahr 2017 und nutze es zusammen mit dem Apple Pen seither jeden Tag. Sogar öfters als mein Notebook. Denn selbst wenn dieses mal aus bleibt, gezeichnet wird täglich. Für mich persönlich ist das Tablet daher aus dem Alltag als Grafikdesignerin nicht mehr wegzudenken. Trotzdem ist es im ersten Step erst mal optional, sofern du Stift und Papier hast.
Fazit: Bleibe auf dem Laufenden
Egal für welches Equipment du dich am Ende entscheidest, sei dir darüber im klaren, dass du es immer wieder erneuern musst. Die digitale Welt verändert sich so schnell, es gibt permanent neue Anforderungen, da musst auch du mit deinen Skills und Werkzeugen auf dem aktuellen Stand bleiben. Behalte dir dies im Hinterkopf, wenn du dich für technisches Equipment entscheidest. Du sparst definitiv am falschen Ende, wenn du dir ein veraltetes Gerät anschaffst, das nach kurzer Zeit nicht mehr State-of-the-Art ist. Als Grafikdesigner sind deine Werkzeuge wichtige Hilfsmittel, um Kundenaufträge zu erfüllen und somit Geld zu verdienen. Das gilt aber nicht nur für deine technischen Werkzeuge, sondern auch vor allem für dein Wissen. Überlege dir daher, ob du auch Kurse belegst, damit du das Potenzial deiner teuren Werkzeuge auch voll ausschöpfen kannst.
Und zum Schluss noch eine Anmerkung in eigener Sache: Die hier verlinkten und aufgeführten Produkte empfehle ich auf freiwilliger Basis und werde dafür nicht bezahlt. Und auch die Produkte wurden nicht gesponsort, sondern ehrlich erworben.
4 Kommentare
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HERBERGER
Design & Creative Works. Grafikdesign für mutige Selbstständige und Unternehmen.
© 2023 Veronika Herberger, Design & Creative Works
Würde für den Anfang einer Grafikdesign Ausbildung an einer Fachhochschule auch ein iPad air mit Apple Pencil genügen?
LG
Hallo Marlene!
Ein iPad alleine reicht vermutlich nicht, da während der Ausbildung/dem Studium auch auf Editorial Design eingegangen wird, also auch Layouts für Magazine, eBooks etc. erstellt werden muss und es nach aktuellem Stand hierfür für das iPad keine adäquate Publishing-Software gibt. Auch Aspekte wie Webdesign sind am Tablet eher schwer umzusetzen. Wenn dir also über die Hochschule ein Rechner mit entsprechender Software zur Verfügung gestellt wird, könnte dir im Privaten ein iPad genügen. Ansonsten ist es nach wie vor ein „nice to have“, während ein Notebook/PC weiterhin ein „must have“ ist. Das gilt zumindest für 2020, in den kommenden Jahren kann sich das womöglich ändern. Ich hoffe, die Antwort konnte dir helfen und ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg zur Grafikdesignerin! Viele Grüße, Veronika 🙂
Hallo Veronika,
danke für all die Tipps!
Hätte noch eine Frage:
Worin unterscheidet sich in der Handhabung das Grafiktablett zu einem Ipad mit Apple Pen?
Viele Grüße,
Nadine
Hallo Nadine!
Schön, dass dir mein Beitrag gefallen hat! Ich freue mich immer über Feedback 🙂
Zu deiner Frage: Das Grafiktablett das ich habe, ist eine Art Maus-Ersatz für das Notebook/den PC. Ich sehe also auf dem Bildschirm des Notebooks, was ich mache, kann aber auf dem Tablett selber nichts erkennen sondern habe dort nur eine Fläche, wo ich mit dem Stift zeichnen kann. Beim iPad dagegen kann ich direkt auf der Oberfläche des Geräts arbeiten. Es gibt auch Grafiktabletts, die haben eine Screen-Oberfläche, z. B. das Cintiq Pro von Wacom. Das sind dann sogn. Stift-Displays. Die muss man allerdings auch an einen PC/ein Notebook anschließen, worüber du dann deine Kreativ-Programme starten kannst.
Es gibt aber auch Stift-Computer, die sich komplett losgelöst von einem Notebook/PC bedienen lassen. Auch hier bietet Wacom was: Das MobileStudio Pro. Allerdings kann ich dir hierfür keine klare Empfehlung aussprechen, stattdessen würde sich eher ein Microsoft Surface Pro als kompletter PC Ersatz eignen. Auch das iPad Pro lässt sich in dieser Kategorie einordnen. Schlussendlich muss aber jeder für sich selbst wissen, wie er am liebsten arbeitet und welche technischen Tools dafür am Besten sind.
Ich hoffe, diese Antwort konnte dir weiterhelfen. Viele kreative Grüße! Veronika