6 Schritte von der Idee zum Ergebnis
Es gibt bereits zahlreiche Methoden und Ansätze zur Generierung von Ideen. Aber was ist eigentlich, wenn man eine Idee hat und nicht weiß, wie man diese am besten umsetzen kann? Anhand eines Beispiels zeige ich auf wie ich als Grafikdesignerin mit einem solchen Fall umgehe und welche Schritte von der Idee zum Ergebnis führen.

1. Schritt: Ideen festhalten
Seit Jahren kommt mir beim alljährlichen Christbaumschmücken der selbe Gedanke: Diese goldenen Glaskugeln sehen aus wie ein Schnatz (wer nicht weiß, was das ist, der möge sich diese Bücher durchlesen)! Es fehlen nur noch die Flügel und schon schlägt das Herz jedes Potterheads höher. Natürlich hatte ich während der Feiertage und den Vorbereitungen selten Zeit, der Idee nachzugehen. So verhält es sich auch oft bei meiner Arbeit als Grafikdesignerin: Die Idee kommt, ist aber erst mal noch wage und bevor man Zeit findet, sich die Idee zu notieren oder sie gar umzusetzen, ist sie schon wieder weg.
Der erste Schritt besteht darin, Ideen festzuhalten. Sei es nun schriftlich, skizziert oder nur durch ein schnelles Foto. Und wenn die Zeit reif ist, kann man auf seine Ideensammlung zurückgreifen.

2. Schritt: Invers denken
Die Idee, aus einer Christbaumkugel einen Schnatz zu machen, war also geboren. Nur wie sollte ich diese umsetzen? Auch dazu habe ich mir all die Jahre kurz Gedanken gemacht. Goldenes Material müsste es sein, günstig in der Anschaffung und leicht sowohl in der Handhabung als auch im Gewicht. Weil mir so auf die Schnelle nie ein Material einfiel, das passte, scheiterte ich an der Umsetzung spätestens hier. Aber: Ich habe nicht klein genug gedacht. Anstatt nur ein einziges Material für die Flügel zu besorgen, kam mir plötzlich der Gedanke, mehrere zu verwenden. Schließlich erfüllte eines allein nicht alle Anforderungen. Ich musste mich auf die Suche nach einem flexiblen Material für die Flächen und einem stabilen für die Arme machen.
Schritt zwei bedeutet also, sich einmal von der großen Vision zu lösen und deren Einzelteile so detailliert als möglich zu betrachten. Je mehr Details an dieser Stelle auffallen, umso weniger Probleme sind später in der Umsetzung zu erwarten.

3. Schritt: Idee visualisieren
Vor meinem inneren Auge wusste ich natürlich immer, wie der goldene Schnatz für den Christbaum auszusehen hatte. Trotzdem hat es mir geholfen, auch einmal eine Skizze davon anzufertigen. Dies schärfte mein Blick nochmals für Details: Die Flügel im Original bewegen sich, sind filigran gearbeitet und genauso golden wie der Körper des kleinen Balls. Mir war also klar, dass Papier nicht das geeignete Material war, da dies nicht den gewünschten „Flatter“-Effekt gehabt hätte.
Im dritten Schritt schafft Visualisierung schon die erste Klarheit. Man beschäftigt sich eingehender mit der Idee, kann sie ausbauen, ergänzen und bekommt bereits hier ein Gespür für die Umsetzung. An dieser Stelle kann es auch hilfreich sein, Einzelteile zu skizzieren.
4. Schritt: Sammeln und vergleichen
Die alljährlichen Überlegungen hatten dieses Jahr endlich ein Ende. Denn ich bin auf das perfekte Material für die Flügel gestoßen, welches sich all die Jahre in meinem Besitz befunden hat: Die Rettungsdecke* eines ausgemusterten Verbandskasten! Diese erfüllt alle Kriterien, die ich zuvor definiert hatte: Sie ist leicht, lässt sich mühelos zuschneiden, goldglänzend und kostet nur wenige Euro. Für die notwendige Form und Stabilität der Flügel verwendete ich die Reste von goldfoliertem Karton.
Schritt vier ist folglich das Sammeln und Vergleichen von Materialien, Techniken oder Produkten, die für das Endergebnis oder zumindest den Prototypen benötigt werden.
*Warnung an dieser Stelle: In Deutschland besteht Verbandskasten-Pflicht und wer mit einem unvollständigen oder abgelaufenen Verbandskasten rumfährt riskiert ein Bußgeld und im schlimmsten Fall sogar Menschenleben.


5. Schritt: Prototyp erstellen
Jetzt wird es spannend! Nachdem ich endlich alle meine Materialien zusammen hatte, konnte ich meinen ersten Prototyp anfertigen. Dazu zeichnete ich die Flügel auf dem Karton vor, schnitt sie dann aus und klebte sie anschließend auf die Rettungsfolie. Danach war es ein leichtes, die Flügel so einzuschneiden, dass kleine flatternde Lamellen entstehen. Zur Befestigung der Flügel an der Christbaumkugel knickte ich den Karton ein kleines Stück um, auf die so entstandene Fläche kam ein Tropfen Heißkleber und zum Schluss kann jeder Flügel einzeln positioniert werden.
Im fünften Schritt wird der Prototyp erstellt. Entscheidend ist hier eine möglichst detaillierte Skizze aus Schritt drei!
6. Schritt: Testen und bewerten
Auch wenn der fertige Schnatz erst mal gut aussieht, bedeutet das natürlich nicht, dass er auch funktioniert. Schließlich darf die Kugel nicht zu schwer werden, ansonsten biegt es die Äste des Christbaums unschön nach unten. Und auch die Positionierung der Flügel darf nicht zu steil sein, da es ansonsten Probleme bei der Befestigung am Baum gibt. Aber alle diese Tests hat mein Prototyp so gut bestanden, dass ich weitere Schnatze in verschiedenen Größen erstellt und somit tolle DIY-Geschenke zu Weihnachten habe!
Im letzten Schritt kommt die Beurteilung der Anwendbarkeit. Es wird abgeglichen, ob das Ergebnis den ursprünglichen Anforderungen oder Erwartungen standhält. Erst hier entscheidet sich, ob man ins Schwarze getroffen hat, nachbessern muss oder komplett falsch lag.

Bonus Schritt: Wiederholen
Diese Schritte sind im Grunde eher ein Kreislauf. Denn in vielen Fällen ist es mit einem Durchlauf nicht getan. Selbst wenn im letzten Schritt der Prototyp durch die Beurteilung fällt, hat dies nicht zu bedeuten, dass die Idee komplett falsch ist. Man darf nachbessern und die Schritte zwei bis sechs beliebig oft wiederholen. So wird aus einer wagen Idee am Ende ein zufriedenstellendes Ergebnis. Oder es bleibt die Erkenntnis, dass nicht jede Idee auch umsetzungsfähig ist.

Mein Fazit
Dieses kleine Beispiel zeigt mit einem Augenzwinkern, welche Schritte notwendig sind, um zu beurteilen, ob eine Idee Potenzial hat oder doch lieber eine Idee bleiben sollte. Gerade die Recherche nach Umsetzungstechniken oder Materialien ist ein Knackpunkt (Schritt 4), der den anschließenden Weg weist. Hier wird sich ganz explizit die Frage gestellt, wie und mit was ein gewünschtes Ergebnis erzielt werden kann. Dieser Schritt ist also auch bei der Gestaltung von Illustrationen, Compositings, Präsentationen usw. besonders elementar und oft von zufälligen Entdeckungen geprägt.
Kleines DIY: Wie baue ich einen Schnatz?
Wer den Schnatz als Deko nachbauen möchte, kann dies gerne tun. Hier die Liste an Dingen, die man benötigt, um einen Schnatz zu basteln:
- Goldenen Christbaumschmuck (Glas oder auch Kunststoff)
- Rettungsdecke
- Goldenen Karton
- Heißkleber
- Klebestift
- Bleistift
- Schere. Optional: Skalpell
- Unterlage zum Schneiden und Kleben
- Zuerst einen Arm der Flügel auf die Rückseite des Kartons aufzeichnen. Diesen dann ausschneiden und als Schablone für den zweiten Flügel nutzen. Muss natürlich gespiegelt werden, bevor er abgepaust wird.
- Ein DIN A4 großes Stück der Rettungsfolie abschneiden.
- Die Rückseite der Flügelarme mit Klebstoff bestreichen (kein Heißkleber, normaler Bastelkleber in Stiftform ist hierfür ausreichend).
- Die Flügel dann auf die goldene Seite des Rettungsfolie-Zuschnitts kleben.
- Anschließend die Flügelform ausschneiden. Die Rückseite der Flügel ist jetzt silbern.
- Die so entstandene Fläche der Flügel dann einschneiden, damit kleine Lamellen entstehen.
- An der Stelle, an welcher die Flügel an die Christbaumkugel geklebt werden sollen, eine kleine Fläche abknicken.
- Die Rückseite der kleinen Fläche mit einem Tropfen Heißkleber auf die Christbaumkugel kleben. Leicht andrücken, aber vorsichtig, damit man sich die Finger nicht verbrennt und die Kugel nicht zerbricht.
- Fertig!

HERBERGER
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© 2023 Veronika Herberger, Design & Creative Works
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